360 Grad Fotografie am Beispiel des Hugo Boss Showergels: Technik, Workflow & Nutzen

Die Produktpräsentation im digitalen Raum hat sich in den letzten Jahren vielfach verändert. Kunden erwarten nicht nur hochwertige Fotos, sondern ein interaktives, realistisches Erlebnis. Die 360-Grad-Produktfotografie bietet genau das: Sie erlaubt potenziellen Käufern, ein Produkt aus jedem Blickwinkel zu betrachten – fast so, als hielten sie es in den eigenen Händen. In diesem Beitrag zeige ich euch anhand eines konkreten Beispiels, wie ein solches Projekt technisch umgesetzt wird – vom Aufbau über die Bildbearbeitung bis hin zur finalen Animation als GIF und Video. Im Fokus: ein hochwertiges Showergel von Hugo Boss.

Was ist 360-Grad-Produktfotografie?

Bei der 360-Grad-Fotografie handelt es sich um eine Technik, bei der ein Produkt rundum fotografiert wird. Aus den einzelnen Aufnahmen entsteht eine vollständige Rotation, die sich später als Animation darstellen lässt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Statt eines statischen Bildes bekommt der Betrachter eine realitätsnahe Vorstellung vom Produkt – ideal für Onlineshops, Social Media oder Werbekampagnen.

Projektbeispiel: Hugo Boss Showergel auf Weiß fotografiert

Für dieses Beispiel wurde ein Showergel der Marke Hugo Boss fotografiert. Das Design dieses Produkts mit seiner Oberfläche, Typografie und der zylindrischen Form eignet sich hervorragend für eine 360-Grad-Darstellung. Die Herausforderung lag darin, das Produkt auf einem weißen, neutralen Hintergrund zu fotografieren, der professionell aussieht, aber nicht vom Objekt ablenkt. Das Lichtsetup ist wichtig, damit der Horizont nahtlos in den Hintergrund übergeht. Ich wollte einen “freigestellten” Look bei diesem Shooting und keine harten Schatten.

Der technische Aufbau: Edelkrone Drehteller und Kamera-Setup

Zum Einsatz kam ein motorisierter Drehteller von Edelkrone, der sich präzise in gleichmäßigen Schritten steuern lässt. Auf dem Drehteller wurde für dieses Projekt ein runder, matt weißer Untergrund verwendet vor einem weißen Hintergrundkarton. Der Drehteller ist mit der Kamera verbunden und kann bequem per App bedient werden. Für eine flüssige Rotation wurde das Produkt in 96 Einzelschritten fotografiert – das entspricht einem Winkel von 3,75 Grad pro Bild. Warum genau 96 Bilder? Diese Anzahl ist ein idealer Kompromiss zwischen flüssiger Bewegung und Dateigröße. Je mehr Bilder, desto flüssiger die Darstellung – aber auch größer die Datei.
Die Kamera war fest auf einem Stativ montiert. Benutzt wurde die Canon R5 mit einem Canon 100mm f/2.8 Makro Objektiv. Angeschlossen an einen iMac mit automatischem Import in Lightroom. Für die Beleuchtung kam ein weiches, diffuses Blitzicht zum Einsatz, um Reflexionen zu minimieren und die Verpackung detailgetreu abzubilden. Zwei Blitze von Profoto mit Striplight Softboxen. Davor habe ich noch jeweils eine White Diffusion Farbfolie von LEE Filters gehangen, um es noch etwas weicher zu machen und Hotspots vorzubeugen. Der Vorteil dieser Folie ist auch, dass sie keinerlei Farbstiche hat und so einem das Leben nicht unnötig schwerer macht.

Um eine gleichmäßige Belichtung mit Blitz sicherzustellen, erfolgt die Auslösung jeder Aufnahme mit einer Verzögerung von 2 Sekunden, nachdem der Drehteller in Position gefahren ist.

Bildbearbeitung in Lightroom & Photoshop

Während dem Shooting wurden die RAW-Dateien in Adobe Lightroom importiert. Dort erfolgte die Grundkorrektur: Weißabgleich, Helligkeit, Kontrast und Farbgebung wurden sorgfältig aufeinander abgestimmt. Ziel war ein klarer, realistischer Look ohne Übertreibung – so, wie der Kunde das Produkt später in der Hand halten würde.
Der Feinschliff erfolgte in Adobe Photoshop. Hier wurden störende Reflexe entfernt, Staub oder minimale Unregelmäßigkeiten retuschiert – ein Muss für professionelle Bilder. Da man am Ende oftmals mit 72 und 96+ Aufnahmen arbeitet ist ein effizienter Workflow sehr wichtig. Ich nehme mir Zeit für das Lichtsetup und die Vorbereitung, um später kaum Nachbearbeitung an jedem einzelnen Bild zu haben.

360-Grad Fotografie Showergel Screenshot
Export und Animation in Final Cut Pro

Anschließend wurde eine Auswahl der 96 Bilder in Final Cut Pro importiert. Zwei verschiedene Versionen wurden erstellt:

1. Die dynamische MP4-Variante mit Speedramp

Die erste Version wurde als MP4-Video mit einer dynamischen Speedramp exportiert. Das bedeutet: Die Rotation beginnt langsam, wird schneller und bremst am Ende wieder ab – ideal für einen spannenden visuellen Einstieg auf Landingpages oder in Social Media Ads. Der Effekt erzeugt sofort Aufmerksamkeit und verleiht dem Produktvideo eine cineastische Qualität. 

2. Die GIF-Variante

Für Webshops und interaktive Galerien wurde zusätzlich ein GIF mit gleichmäßiger Rotation erstellt – aus 72 Bildern, um die Dateigröße niedrig zu halten, aber dennoch eine saubere Bewegung zu erzielen. Die GIF-Version läuft in Endlosschleife und eignet sich besonders gut zur Präsentation in der Produktansicht oder direkt neben der Kaufoption im Onlineshop.

Warum 360°? Die Vorteile für Marken und Kunden

Gerade bei hochwertigen Produkten wie Parfums, Kosmetik oder Lifestyle-Artikeln lohnt sich der zusätzliche Aufwand:
– Realistische Produktdarstellung: Der Kunde kann sich ein exaktes Bild vom Produkt machen – von allen Seiten.
– Höhere Verweildauer: Interaktive Inhalte binden Nutzer länger an eine Website.
– Reduzierung von Rücksendungen: Wer das Produkt besser kennt, trifft informiertere Kaufentscheidungen. Bedeutet weniger Retouren.
– Professioneller Markenauftritt: Eine 360°-Ansicht signalisiert Qualität, Modernität und Kundenorientierung.

Technischer Hinweis: Exportformate und Ladezeiten

Gerade bei vielen Bildern ist es wichtig, auf die Dateigröße zu achten. Daher wurden die Aufnahmen für das GIF auf 72 Bilder reduziert, ohne sichtbaren Qualitätsverlust. Exportiert wurde in 72 dpi, ideal für Webdarstellungen.
Das MP4-Video wiederum wurde für verschiedene Endgeräte optimiert:
– Mobile (720p) für schnelle Ladezeiten
– Web (1080p) für hochwertige Darstellung in Retina-Auflösung
– Social (Hochformat) für Instagram Reels oder Ads

Hier seht ihr beide Varianten direkt nebeneinander zum Vergleich:

360 Grad Produktfoto Showergel
Fazit: Ein starker Auftritt aus jedem Blickwinkel

Die 360 Grad Fotografie ist nicht nur ein technisches Tool – sie ist ein Mittel, Emotionen zu transportieren und Qualität sichtbar zu machen. Die Wertigkeit wird durch die Präsentation spürbar. Und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Der Einsatz von Software wie Lightroom, Photoshop oder Final Cut ermöglicht es, aus einer Serie von Fotos ein hochwertiges visuelles Erlebnis zu schaffen – als statische Animation oder hochwertiges Video.

Für wen lohnt sich 360 Grad Fotografie?
– Onlinehändler: Besonders im Beauty-, Technik- und Lifestylebereich
– Markenagenturen & Hersteller: Für Imagepflege und Produktlaunches
– Fotograf:innen: Zur Erweiterung des eigenen Portfolios
– Social-Media-Teams: Für aufmerksamkeitsstarke Visuals

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